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Meer

Alles Leben hat seinen Ursprung im Meer

In den ersten drei Milliarden Jahren existierte Leben ausschließlich im Wasser und Wasser, kannte keinen Stillstand. Gut Zweidrittel von Mutter Erde sind von Meeren bedeckt, mit einer enormen Tiefenausdehnung von der Hochwasserlinie bis in die Abgründe der dunklen geheimnisvollen Tiefsee. Zweidrittel des menschlichen Körpers bestehen aus Wasser. Im Mutterleib sehen wir wie Kaulquappen aus, ehe wir menschliche Form annehmen. Alles menschliche Leben beginnt im Fruchtwasser. Leben ist Wasser, ist Bewegung.

Sie sind einander verwandt: Mutter und Meer

Im französischen ist z. B. phonetisch die Mutter mit dem Meer gleich: la mère, la mer. Wie das Meer sind auch Mütter vielschichtig. Der ur-mütterliche Archetyp hat zumindest zwei Seiten, den nährenden-beschützenden-wiegenden sowie den vereinnahmenden und gefährlichen, jene Kraft, der ein Mensch, ein jedes Kind völlig ausgeliefert sein kann. Im Portugiesischen heißt mamar stillen, mar bedeutet Meer.

Die Energie und die Kraft des Meeres und jene einer Mutter werden archetypisch als verwandte Qualität angesehen, Denn alles Leben entsteht schließlich ursprünglich im Meer oder in den Müttern. 

Kleiner Trip zu den Meeres-Müttern

In den Mythen scheinen wir die Verbindung zwischen den Meeren und den Müttern zu erinnern. 

 

Im afrobrasilianischen ist Yemaja der Mutterarchetyp, die Urmutter, das Wesen des Meeres als Ursprung allen Lebens. Yemaja steht für die Mutterschaft als solches, sie trägt Silber und Blau und wohnt in der Tiefe der See. Sie wird als Mutter des Ozean verehrt.

Für das aus Westafrika stammende Volk der Yoruba gilt Iemanja als Mutter aller anderen Gottheiten (Orisha oder Orixá genannt) und der gesamten Menschheit und so ist sie eine Fruchtbarkeitsgöttin.

Aphrodite hat den Beinamen die Schaumgeborene. Das Meer selbst soll sie auf seinen Wellen emporgehoben haben. So konnte die aus der schäumenden Gischt Geborene an Land schreiten. Die Göttin Aphrodite hat ihren Ursprung bei vorgriechischen Göttinnen der Fruchtbarkeit. Wie die babylonische Göttin Ishtar war sie mit Hochzeit, Zeugung, Geburt, Mutterliebe und Tod verbunden.

Weitergedacht:

Behandeln wir Mutter Erde so, wie die Alleinerziehende von nebenan? Wo ist der gesellschaftliche Respekt für das Geben, das Leben schenken, die Hingabe, das Nähren und das Zeit schenken? Man könnte schlussfolgern, dass es einen mütterlichen Burn-Out im großen Stil gibt. Mütter haben Grenzen, können nicht endlos geben, sind erschöpfbar und brauchen Regeneration, wie auch Mutter Erde, welche dringend Respekt für ihre Grenzen bräuchte. Vielleicht ist es Zeit auch in der Psychologie nicht nur die Autonomie, die Rationalität, die Handlungs-, Entscheidungs- und Konfliktfähigkeit, die Abgrenzung und Selbstwirksamkeit zu fördern – sondern auch die Beziehungsorientiertheit, Bindung, die Hingabe, die Selbstlosigkeit, die Geduld und Empathie und die Achtsamkeit?